Mobile First: Der richtige Ansatz oder nur ein Trend?
Die zunehmende Verbreitung von Smartphones und die fallenden Kosten bei Mobilfunkangeboten sorgen für einen sukzessiven Anstieg von mobilen Internetnutzern. Zuletzt ist der Anteil mobiler User auf 74 % angestiegen. Im Jahr 2015 lag dieser Wert noch bei 54 %. Zudem bestätigen zahlreiche Umfragen, dass spätestens seit 2018 das Smartphone häufiger zum Surfen im Netz genutzt wird, als Desktop-PCs oder Laptops. Aber ist diese Entwicklung langfristig, oder sehen wir nur einen Trend?
Der mobile Datenverkehr nimmt immer weiter zu. Der Internetprovider 1&1 gibt den Umfang des aktuellen mobilen Datenverkehrs in Deutschland mit 0,34 Exabyte an und geht von einer Steigerung auf 2,20 Exabyte im Jahr 2025 aus. Zur Verdeutlichung: 1 Exabyte sind 1 Mio. Terabyte oder 1 Mrd. Gigabyte. Wir können also festhalten, dass wir es hier mit einer sich grundlegend verändernden Marktumgebung zu tun haben.
Unternehmen und Vermarkter haben größtenteils schon auf diese veränderte Landschaft reagiert. Die Ausgaben für mobile Display-Werbung haben die für Desktop-Werbung bereits überholt. Man könnte also denjenigen beipflichten, die sagen, der Desktop ist tot. Beobachten Sie Ihr eigenes Umfeld. Beispielsweise die Menschen im Zug, in der Straßenbahn und im Café. Oder wenn Sie Ihr eigenes Nutzerverhalten analysieren – kommen Sie nicht zum Schluss, dass es nur “Mobile First” oder sogar “Mobile Only” heißen kann?
Man kann es Ihnen nicht verübeln, wenn Sie so denken. Wer sich mit Millennials oder gar mit der Generation Z beschäftigt, richtet sich schon seit langem “Mobile First”. Wenn Sie mit Menschen aus dieser Alterskohorte nicht über Social Media und eine responsive Internetpräsenz kommunizieren, werden Sie diese Zielgruppe schlicht nicht gewinnen können.
Aber wie sieht das bezogen auf die berufliche Internetnutzung aus? Bei der täglichen Arbeit im Büro haben wir alle noch immer den Laptop vor uns. Zumindest in unserem Büro ist der Laptop die absolute Nummer 1 unter den Arbeitsgeräten.
Mobile First - JA
Mobile Only- Nein
Bei den Gesprächen mit Unternehmen und in den nextvision-internen Diskussionen haben wir eines festgestellt: Bei den Debatten um responsive Design und Mobile First wird oft übersehen, dass die Statistiken und Umfragen die Situation von Internetnutzern vereinfachen. Wenn man den Büroalltag bei unseren Kunden oder hier bei nextvision miterlebt, kann man davon ausgehen, dass PCs und Laptops auch in den kommenden Jahren einen festen Platz in Büros haben werden. Auch die Menschen, die im Zuge der Corona-Pandemie ins Home Office ausgewichen sind, arbeiten und surfen mit ihrem Laptop, nicht mit dem Smartphone. In der Arbeitswelt werden unsere Augen also sicher noch länger auf einen großen Bildschirm mit Tastatur gerichtet sein.
Wenn man sich die Verkaufszahlen von Laptops ansieht, stellt man zwar fest, dass sie weniger wachsen als die von mobilen Endgeräten, aber sie steigen immerhin. Wer das Smartphone als Ersatz für den Desktop-PC sieht, missversteht mit welchen unterschiedlichen Zielen mobile User und Desktop-Nutzer sich mitunter im Netz bewegen.
Unterschiedliche Kanäle - unterschiedliche Ansprache
Wir bei nextvision stehen fest hinter dem Grundsatz Mobile First. Nur sollte das kein Dogma, sondern ein praxisorientierter Ansatz sein. Nextvision steht generell für pragmatische Lösungen, die wir kollaborativ mit unseren Kunden erarbeiten. Und das gilt insbesondere für Mobile First bzw. Responsive Design.
Potenzielle Kunden über unterschiedliche Kanäle gezielt ansprechen zu können, ist eine Chance. Es ist nicht zielführend Desktop-Engagement und Mobile-Engagement gegeneinander ausspielen zu wollen. Solange viele der Entscheidungsträger bei den Kunden, die sie ansprechen wollen, den Desktop nutzen, sollten Sie dieses Feld bespielen. Und auch wenn Sie Endverbraucher online erreichen wollen, sind Sie gut beraten, nicht auf Mobile Only, sondern auf Responsive Design zu setzen. Bei Endkunden gilt: Je höher der Wert und die Komplexität eines Produktes ist, desto eher wird er vom Desktop aus danach suchen.
Bei komplexen Produkten und Dienstleistungen sowie bei Produkten mit einem hohen Individualisierungsgrad, steigt die Zeit, die ein Kunde für die Online-Recherche verwendet, an. Denken Sie an den Online-Konfigurator von Porsche oder an die Bestellung von Displays für den Messestand. Ist hier, für Sie als Interessent, die Größe und Auflösung des Desktop-Bildschirms und die immer präsente Tastatur kein Mehrwert?
Wir bei nextvision möchten jedenfalls unseren Kunden die Freiheit geben, Inhalte zu mischen und auch die Möglichkeiten der Produktpräsentation „responsive“ zu nutzen, die ein mobiles Bildschirmformat nicht ermöglicht oder weniger eindrucksvoll macht. Es gibt also Fälle, in denen Ihnen durch eine Fokussierung auf die User-Experience auf dem Smartphone, Optionen der Kundenbindung durch besondere Desktop-Anwendungen verloren gehen.
Dual Screening und Mobile First
Die Art von Interaktionen, die Kunden wünschen, wenn sie mobil nach Informationen suchen, sind andere als bei Desktop-Nutzern. Beispielsweise hat die Suche nach dem nächstgelegenen Café einen anderen Charakter, als das Twittern während man Netflix schaut. Das ist nur ein Fall, der unter das sogenannte Dual Screening fällt.
Dual Screening beschreibt ein zunehmendes Phänomen: die Nutzung von zwei oder mehr Displays zur gleichen Zeit. Laut einer Studie von Double Click, die von Google in Auftrag gegeben wurde, haben Verbraucher ihren Medienkonsum auf mehreren Bildschirmen in drei Jahren um satte 500 % gesteigert. Wenn wir diese Information mit der Deloitte Global Mobile Consumer Survey zusammenführen, ergibt sich ein klares Bild für die Zukunft. Die Umfrage sagt, dass 69 % der Menschen innerhalb von 30 Minuten nach dem Aufwachen ihr Smartphone überprüfen.
Wir bei nextvision gehen deshalb davon aus, dass das zunehmende Dual Screening dazu führen wird, dass immer mehr Produkte auf dem Desktop gesucht oder auf Youtube über das Smart-TV entdeckt, aber letztlich über ein Smartphone gekauft werden. Eine steile These?
Das Smartphone ist nicht nur zum Mittelpunkt unseres Alltagslebens geworden – es ist mittlerweile ein Transaktionsmedium und nimmt als solches immer mehr an Bedeutung zu. Es wäre fatal, diese leistungsstarken Endgeräte nicht als Kanäle zu nutzen, damit Ihre Botschaften gehört werden. Warum sollte das nicht auch passieren, wenn Ihre potenziellen Kunden gerade den Tatort sehen, während sie darüber twittern, im Café sitzen oder im Büro Leerlauf haben?
Eine Desktop-Website mobil zu machen, geht nicht weit genug, um Kunden zielgerichtet auf dem Smartphone zu erreichen. Das Smartphone wird immer mehr zu einem Transaktionsmedium. Ein Großteil der Kunden möchte ein Produkt unterwegs in einem Ladengeschäft vorbestellen können. Das bietet aber nicht einmal die Hälfte der Einzelhändler an. Mit Echtzeit-Lokalisierungsdiensten können lokale Unternehmen Interessenten relevante Angebote anzeigen. Und Geschäftsmodelle wie das von Uber funktionieren überhaupt nur aufgrund des Smartphones.
Die Absicht hinter Mobile First besteht für nextvision darin, Funktionen und Services für das jeweils relevante Endgerät zur Verfügung zu stellen. Mobile First bedeutet omni-device-fähig zu sein. Wir leben in einer Zeit, in der uns die Technologien zu Füßen liegen, um unsere Kunden zu Hause, im Auto, am Arbeitsplatz oder in öffentlichen Räumen zu erreichen. Sie können mit Ihren Interessenten interagieren, unabhängig davon, welches Gerät sie benutzen. Lassen Sie uns diese Möglichkeiten nutzen!